Unser Garten

Der Garten von Rosa und Gerhard Obermayr

Engelwurz (Angelica archangelica)

Angelica, Archangelica

Aus dem lateinischen angelus, „Engel”, archangelus, „Erzengel”

Apiaceae - Doldenblütler

Gebräuchliche Bezeichnung Engelwurz oder Echte Engelwurz, auch zahme Angelika, Angolkenwurzel, Argelkleinwurz, Brustwurz, Gartenangelik, Geistwurzel, Heiliggeistwurzel, Giftwürze, Gölk, Ledpfeifenkraut, Luftwurzel.

 

Eine Halbrosettenpflanze, die in ihrem zwei- bis vierjährigen Leben ein einziges Mal blüht (Juni bis August). Die aus dem nordischen Raum stammende Engelwurz ist mit bis zu 2,5 m Wuchshöhe eine der größten heimischen Stauden mit hohlem, oft rötlichem Stängel. Die Blätter sind 2-3-fach gefiedert, mit breiten, herzförmigen Abschnitten, lange, runde Blattstiele, am Grunde mit Scheide. Die Blüten sind grünlich bis gelblich-weiß in 15-20 cm breiten, rundlichen Doppeldolden. Die Früchte haben 3 ausgeprägten Rippen. Blütezeit der Pflanze ist Juni-August, Fruchtreife Juli bis Oktober.

 

Die Engelwurz wird als Heilpflanze angebaut. Auf Island gab es ehedem gesetzliche Bestimmungen, die Wurzel der Engelwurz auf fremden Grund auszugraben. Geregelt war im Mittelalter auch andernorts, daß ein Pächter vor Abgabe eines Engelwurzfeldes die Pflanzen abernten und mitnehmen durfte. Zahlreiche Klostergärten machten sich um den Bau dieser Pflanze verdient.

Legendarisch bekannt ist der Einsatz der Engelwurz gegen die Pest, als ein Engel persönlich (s. Name) dieses Kraut einem frommen Manne zur rettenden Speise empfohlen habe.

Zu arzneilichen Zwecken wird von März bis Oktober die knollige Wurzel gesammelt, woraus man Aufguß, Fluidextrakt, Geist (Kräuterlikör o. Theriakgeist, „Spiritus Ancelicae compositus”), Öl, Pulver oder Tinktur (Tinctura Ancelicae) bereitet. Gesammelt wird auch der Same.

In hoher Dosierung, wie sie durch übermäßigen Konsum arzneilicher Verordnungen vorkommen kann, ist Engelwurz giftig.

Diese Verordnung wird von Kräutermedizinern gegen Magenleiden, Fieber, Lungen- und Rippenfellentzündung und Typhus sowie als schweißtreibendes und schleimlösendes Mittel gegeben.

KNEIPP empfahl die Angelica-Wurzel bei kleinen Geschwüren als zusammenziehendes und wundschließendes Mittel. Der Grippe vorbeugend wirkt ein Tee aus der getrockneten Wurzel. „Trinke den Tee, und die gefürchtete Krankheit entweicht durch den rauchenden Schornstein”.

 

Einen Angelikalikör, den Vespétro, stellt man aus aus 60 gr Engelwurzsamen, 8 gr Fenchelsamen, 8 gr Anissamen und 6 gr Koriandersamen auf einen Liter Branntwein her. Nach acht Tagen gibt man ein Pfund Zucker in ein bis zwei Liter Wasser und kippt die Lösung in den Branntwein. So erhält man einen Geist, der gegen Blähungen hilft und die Verdauung anregt.

 

In Mitteleuropa wurde die Engelwurz erst ab dem 14. Jahrhundert bekannt. Der Sage nach wurde sie dem Menschen von einem Engel gezeigt, was sich auch im Namen niederschlug (Angelus = Engel) und galt als Heilmittel gegen Pest und bösem Zauber.

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